Der Tennisclub Rot Weiß Waldkirch e.V.
Der Tennisclub Rot-Weiß Waldkirch wurde am 06.11. des Jahres 1952 gegründet.
Aus einer „Tennis-lnteressen-Gemeinschaft“, ausgehend vom Skiclub Kandel, entwickelte sich die Vereinsgründung.
47 Gründungsmitglieder riefen den Verein ins Leben. Inzwischen ist die Mitgliederzahl auf über 300 gewachsen und in den letzten Jahren, besonders seit dem Umzug auf unsere neue Tennisanlage, konnte der Abwärtstrend, der nach den Boomjahren mit Boris Becker und Steffi Graf inzwischen in der gesamten Tennisszene eingesetzt hatte, erfolgreich gestoppt werden. So kamen im Jahr nach dem Umzug auf die neue Clubanlage mehr als 90 neue Mitglieder zum TC RW Waldkirch.
Tennis im Wandel der Zeiten
50 Jahre Tennisclub Rot Weiß Waldkirch
Rede zum 50. Jubiläum von Matthias Kurbjuhn
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde des Tennissports, liebe Clubmitglieder,
"Am Rande einer sonntäglichen Allee stauen sich die Spaziergänger und blicken, als stünden sie im Zoo, fasziniert durch die Maschen eines drei Meter hohen Drahtnetzes. Sie sehen roten Kies, weiße Kreidelinien, zwei pfleglich gekleidete, Pritschen schwingende Männer, einen Ball, den sie aus Leibeskräften malträtieren, und einen Jungen, der den Ball gelegentlich aufklaubt und einem der Männer zuwirft. Dann nimmt die seltsame Prozedur des Hin und Her ihren Fortgang. Die Sonne brennt.
Es ist sehr still. Mann hört nur die Pritschenschläge und mitunter kurze Zwischenrufe, die nach Algebra klingen.
"Dreißig zu Fünfzehn!" - "Vierzig zu Fünfzehn!" Die Männer laufen voneinander weg und aufeinander zu, als gelte es das Leben, schwingen ihre Saiteninstrumente, jagen den Ball aus einer Ecke in die andere, schütteln sich, unvermittelt, in der Platzmitte, an einem Netz aus Hanf, die Hand, strahlen, wenn auch erschöpft, übers ganze Gesicht und verlassen einträchtig das Drahtgehege, um sich, notgedrungen, dem Ernste des Daseins zu widmen."
Sie ahnen es:
dies ist eine kurze Schilderung eines Tennisspieles, und zwar von dem vielseitig und vor allem mit viel Humor begabten Schriftsteller Erich Kästner.
So war es einmal.
Tennis im Wandel der Zeiten:
Der Tennisclub Rot-Weiß Waldkirch feiert sein 50-jähriges Bestehen. Er wurde im Jahre 1952 gegründet, in dem Jahr, in dem
- das Land Baden-Württemberg gebildet (am 25.04.)
- der Republikaner und Ex-General Dwight D. Eisenhower zum Präsidenten der USA gewählt
Das Niveau war rundum eher bescheiden, unser Sport steckte bei uns ja noch in den Kinderschuhen. Erste Wettspiele mit anderen Clubs wurden veranstaltet, es wurden Spielklassen gegründet und Punktspiele ausgetragen, und so lief man immer häufiger den kleinen weißen Bällen nach.
Der damals populärste deutsche Tennisspieler bis in die 50iger Jahre war Gottfried Freiherr von Cramm, der zwar seine große Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg hatte, aber wie kaum ein anderer Deutscher das Ansehen und die Vornehmheit des Tennissports damals verkörperte. Von Cramm war das wandelnde Fairplay. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit, eine Schiedsrichterentscheidung, wenn sie falsch war, auch zu seinem Nachteil zu korrigieren. Gottfried von Cramm stand dreimal, jeweils erfolglos, im Einzel-Finale in Wimbledon, von 1935 bis 1937. Noch im Jahre 1953, 44-jährig, spielte er, immer in langen weißen Baumwollhosen, im Davispokal für Deutschland. Wenn Sie sich die Entwicklung des Tennissports von damals bis heute vor Augen führen wollen, stellen Sie sich nur mal vor, ein von Cramm hätte in einem Endspiel in Wimbledon oder in einem Davispokal-Spiel nach dem Krieg für Deutschland die "Becker-Faust" gezeigt. Dies wäre, auch Jahre später noch, vom Niveau her nur vergleichbar gewesen mit Stefan Effenbergs Stinkefinger bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA. Es ging damals vornehm zu bei den Tennisspielern.
Die Geburtsstunde des Tennisclubs Rot-weiß Waldkirch schlug am 06.11. des Jahres 1952. Aus einer "Tennis-lnteressen-Gemeinschaft" ausgehend vom Skiclub Kandel, entwickelte sich die Vereinsgründung.
Ich kann und will hier nicht alle 47 Gründungsmitglieder aufzählen, aber einige möchte ich doch nennen, weil sie jahrzehntelang Mitglieder unseres Clubs waren und viel für ihn getan haben:
Ruth und Franz Saurbier mit den Mitgliedsnummern 1 und 2
Thessy und Anton Hummel
Ursula und Leo Blessing
Erna und Manfred Bandte
Waltraud und Heinz Kaufmann
Heinz Kaufmann war später jahrelang Vorsitzender unseres Bezirkes im Badischen Tennisverband, der aus den verbänden Nord- und Sudbaden gebildet wurde. Der damalige Südbadische Tennisverband hatte seinen großen Skandal, als sein Schatzmeister Hermann Sinz, Inhaber eines bekannten Modehauses am Holzmarktplatz in Freiburg, etwa 40.000,00 DM unterschlagen hatte. Kassenprüfer unseres Verbandes war damals der Sportwart des TC Rot-Weiß Freiburg, Steuerberater Ernst Neuberger, Bruder des späteren DFB-Präsidenten Hermann Neuberger, der bei der Jahreshauptversammlung des Verbandes einräumen musste, dass diese Geldabzweigungen durch den Schatzmeister jahrelange Übung waren, die er geduldet hatte, weil Sinz, wie er sagte, ja immer kurz vor der jeweiligen Jahreshauptversammlung alles wieder zurückbezahlt hatte. Nur, wie man sah, einmal zu wenig.
Gelände bekam unser Club von der Stadt Waldkirch am Stadtrain. Zunächst wurden zwei Plätze angelegt. In der Saison 1953 konnte der Spielbetrieb aufgenommen werden. Der monatliche Mitgliedsbeitrag betrug DM 2,00, daneben war ein Spielbeitrag von DM 2,00 zu entrichten. Die Trainerstunde kostete damals 4,00 DM.
Von Anfang an, genau ab 01.05.1953, wurden die Plätze von Hans Jordan gepflegt, für eine monatliche ,,Entschädigung" von DM 85,00. Hans Jordan war ein Meister seines Faches, der zusammen mit seiner Frau Maria später auch für die Clubhausbewirtung, und zwar bis 1973, sorgte, und, ich weiß es, unvergessliche Abende mit den Mitgliedern des Tennisclubs im alten Clubhaus verlebte.
Das erste ,,Clubhaus" bestand aus dem Aufsatz eines von der Firma Fackler im Sommer 1953 ausrangierten Busses. Getränke mussten von der Gaststätte am Stadtrain bezogen werden, zuerst gab es nur Bier und Sprudel, Wein kam erst später dazu.
Damals war es auch noch üblich, Balljungen zu engagieren. Sie bekamen 25 Pfennig Ballgeld pro Stunde. Manch guter Tennisspieler hat als Balljunge angefangen.
Es gibt natürlich eine Fülle von Anekdoten aus den ersten Jahren des Bestehens unseres Clubs. Es würde den Rahmen dieser Rede aber sprengen, wenn ich Ihnen auch nur eine davon erzählen würde. Jahrelang galt unser Club in Waldkirch als ,,Stehkragenverein" und erfreute sich nicht allzu großer Beliebtheit. Das wurde später besser, als man bei Zusammenkünften der Vereine bemerkte, dass auch die Mitglieder des Tennisclubs Rot-Weiß "normale" Menschen sind Und sich bei gemeinsamen Veranstaltungen nicht ausschlossen.
lm Herbst 1953 bemühte man sich um den Bau eines dritten Platzes. Inzwischen war Franz Saurbier als Nachfolger des Gründungsvorsitzenden Dr. Hans Richter zum 1. Vorsitzenden gewählt worden. lm Jahre 1954 meldete der Club zum ersten Mal Mannschaften für Punktspiele, damals in der C-Klasse, es wurden auch die ersten Clubmeisterschaften ausgetragen, 1955 ging der Club an die Planung des
Clubhauses, das am 22.09.1956 eingeweiht wurde. Unser Tennisclub entwickelte sich kontinuierlich weiter. lm Jahre 1961 verfügte er über 63 aktive Mitglieder, 30 Jugendliche und zwei passive Mitglieder.
Ab dem 21.04.1961 stand den Clubmitgliedern mit Trainer Kohtz ein spielstarker Tennislehrer zur Verfügung, der einen wesentlichen Anteil am sportlichen Aufschwung des Clubs hatte und später, 1964, in den Harz abwanderte.
1961 wurde in unserer unmittelbaren Nachbarschaft, in Kollnau, im damaligen Café Rettenmaier der TC Blau-Weiß gegründet. Mit einer sehr engagierten Jugendarbeit, die über Jahre hinweg in den Händen von Elmar Fassnacht lag, wurde eine ganze Reihe von guten Jugendspielern großgezogen, die dann zum Teil in andere, größere Clubs abwanderten. Auch wir bekamen Mitte der sechziger Jahre Zuwachs aus Kollnau. Die Umstände dieses Wechsels waren wohl Grund für tiefer gehende Missstimmungen, die sich erst nach vielen Jahren einigermaßen legten. Heute haben wir so viele Freunde und Bekannte im Kollnauer Tennisclub, dass wir keine Probleme hätten, mit ihnen in einem Verein zu spielen.
Am 05.09.1965 verstarb das langjährige Club- und Vorstandsmitglied Dr. Theodor lhringer, Jahrgang 1903, zu seiner Zeit einer der „Seelen“ des Clubs, in den Anfängen der beste Tennisspieler, ein Lebenskünstler und Förderer der Jugend unseres Clubs.
Die „Ära Saurbier“ endete im Jahre 1966. In der Jahreshauptversammlung am 30.11. wurde Leo Blessing zu seinem Nachfolger gewählt.
Inzwischen spielte die erste Herrenmannschaft in der A-Klasse, die Damenmannschaft ab 1967 zwei Jahre in der gesamtbadischen Sonderklasse, der damals höchsten Spielklasse unseres Verbandes. Für die, denen der Name Buding noch geläufig ist: die Schwester des langjährigen Davispokalspielers lngo Buding und seiner früher noch bekannteren älteren Schwester Edda Buding, Ilse Buding spielte 1967 für unsere Damenmannschaft, ein "Einstandsgeschenk" des damals neu gewählten 1. Vorsitzenden.
Ein Höhepunkt in der Geschichte unseres Tennisclubs war die Ausrichtung des Junioren - Länderkampfes Deutschland - Schweiz im Jahre 1967. Deutschland spielte damals mit dem Erlanger Karl Meiler an Nr. 1. Auch später haben wir mit Erfolg Turniere, Jugend- Bezirks- und andere Meisterschaften auf unserer Anlage ausgerichtet.
Die Mitgliederzahl wuchs, und es zeigte sich bald und immer deutlicher, dass drei Plätze für unsere Mitglieder und die, die es noch werden wollten, nicht ausreichten. Die - nicht zu erweiternde - schöne Anlage am Stadtrain war dem Spielbetrieb nicht mehr gewachsen.
Ab 1971 waren die Mitgliederzahlen kontinuierlich gestiegen, Ende der Saison 1976 betrug sie ca. 280, im Frühjahr 1977 durchbrach sie die damalige "Schallmauer" von 300 und stieg weiter.
Nach dem Rücktritt des damaligen Vorstandes unter Leo Blessing und Dr. Bernd Puschendorf im Mai 1971 machte sich der neue Vorstand mit Anton Hummel als Erstem Vorsitzenden, Heinz Faller als Zweitem, Dieter Schrank als Kassier und mir als Sportwart und Schriftführer, sowie den Mitgliedern des Bauausschusses Günther Bühler, Jürgen Friess und Hermann lhle an die Planung einer neuen Tennisanlage.
Tennis war auf dem Weg zum Volkssport, eine Erkenntnis, die nicht allen Mitgliedern unseres Clubs behagte. Es gab nicht wenige, die für das Verbleiben unseres Clubs am Stadtrain und für einen Aufnahmestopp plädierten. Die noch kommenden Interessenten sollten einen eigenen Club gründen. Damals wurde sogar die Gründung einer Tennisabteilung im Sportverein Waldkirch diskutiert. Die „heile Welt“ des Nachkriegstennis war für viele Tennisspieler und -funktionäre in Unordnung geraten. Es zeichnete sich das Ende einer vermeintlich elitären Sportart ab, die bis dahin nur Angehörigen der höheren Einkommensgruppen offen stand. Es drängten die nach, die Interesse an diesem Sport durch Fernsehberichte oder Erzählungen von Freunden fanden und ihn auch ausüben wollten. Der wirtschaftliche Wohlstand war auch breiteren Gesellschaftsschichten zugute gekommen. Jetzt wollten eben immer mehr Leute Tennis spielen. Und das wurde von vielen Vereinsfunktionären gefördert, die des elitären Anspruchs dieser Sportart überdrüssig waren.
Eine besondere Spezies dieser Tennisfans waren die in die Jahre gekommenen Fußballer, die den etablierten Spielern schon nach kurzer Zeit aufgrund ihres Ballgefühls und ihrer Bärenkondition zu schaffen machten. Eine ganze Reihe von ihnen spielt heute noch aktiv in unseren Seniorenmannschaften und hat sich in Vorstandsämtern oder als Mannschaftsführer bewährt.
Was ist eigentlich dieser Tennissport, in Vereinen ab und an verbunden mit Skilaufen, Rudern oder Radfahren (RTC), Hockey (HTC) und Eislaufen (ETC), dem wir uns verschrieben haben?
Wieder Erich Kästner:
"Tennis ist ein Duell auf Distanz, noch dazu das einzige Beispiel dieser Spezies. Insofern gleicht es, auf anderer Ebene, der Forderung auf Pistolen.
Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass man sich nicht abmüht, dahin zu schießen, wo der Gegner steht, sondern möglichst dahin, wo er nicht steht. Außerdem, doch das zählt nur als Folge, ist Tennis ein höchst bewegliches Duell. Da der beste Schuss jener ist, der am weitesten daneben trifft, und da der Gegner mit der gleichen Kugel und derselben Absicht zurückschießt, lautet der wichtigste Tennislehrsatz: Laufen können ist die Hauptsache. Wer die unermüdliche Fähigkeit besitzt, rechtzeitig und in der richtigen Stellung am Ball zu sein, wird auch den schlagstärksten Gegner am Ende besiegen. Die Skiläufer kämpfen gegen die Uhr, die Schwimmer kämpfen nebeneinander. Die Stabhochspringer kämpfen nacheinander. Beim Fußball kämpft man in Rudeln, die Boxer kämpfen Fuß bei Fuß. Nur die Tennisspieler duellieren sich auf Distanz. Und als einzige ohne zeitliche Regelgrenze. Und bis zur letzten Minute bleibt ungewiss, wer Sieger sein wird. Die entscheidenden Eigenschaften für ein solches Duell sind Kraft, Diplomatie, Konzentration, Schnelligkeit, Ökonomie, Präzision, Ahnungsvermögen, Witz, Ruhe, Selbstbeherrschung und Verstand. Und wer die eine oder andere Fähigkeit nicht besitzt, muss trachten, sie durch die zuletzt genannte, den Verstand, zu ersetzen."
Tennis ist wie Badminton, Squash, Tischtennis und Volley- bzw. Prellball ein Rückschlagspiel und keine englische Erfindung, wie vermutet, sondern entstand im 13. Jahrhundert in nordfranzösischen Klosterhöfen.
Ein Ball wurde mit der Hand oder der Faust von zwei oder mehreren Mitspielern abwechselnd geschlagen. Das spiel hieß damals: „Jeu de paume“ (= französisch „Handteller“). Zunächst wurden dabei also noch die Handflächen zum Schlagen des Balles benutzt. Es wurde mit der flachen Hand, ohne Schläger, mit einem Leder oder Korkball bzw. einem Leder umwickelten Korkball gespielt. Schläger werden erst im Jahre 1495 erwähnt.
Weil die Bälle aber nur unzureichende Sprungeigenschaften hatten, wurde das Spiel in wohlhabenden Kreisen oft in sog. ,,Ballhäusern" mit entsprechend sprungfreudigen Böden gespielt. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Gummibälle auf. Damit wurde diese Sportart auch im Freien verbreiteter.
ln den Anfangszeiten durfte - wie heute - der Ball nur einmal aufspringen, und der Ball musste aus dem Flug oder schon nach einmaligem Aufspringen aufgefangen werden. Die Spieler riefen sich "tenez" (französisch „haltet, fangt“) zu, daraus entwickelte sich der Begriff "Tennis". Und da die Spieler in den meistens dunkelfarbig ausgemalten Ballhäusern weiß gekleidet waren, wohl wegen des Kontrastes, entstand der Begriff "Weißer Sport".
ln den zahlreichen Ballspielhäusern spielten schon im 12. und 13. Jahrhundert Profis und Amateure um Geld, um "Sous", 15 Sous für einen Fehler bzw. "Punkt". Das war die Zählweise für ein "Spiel" und nicht 0, 1, 2, 3, 4. Demnach wurde beim Tennis gezählt 0, 15, 30, 45. Es entstand der Zählmodus 0, 15, 30, 40, "Spiel". Der altfranzösische "Sol" (später "Sous") diente als Münzeinheit. Der Sol war im Mittelalter die Rechnungseinheit für 12 Pfennig. 1266 wurde diese Einheit erstmals in Form einer Silbermünze geprägt. Der Wert betrug jeweils 15 Deniers tournois, das sind 15 Pfennige aus Tours. Jeder Punkt kostete 15 Deniers. Das entsprach etwa dem Wert von zwei Hühnereiern. Wohl deshalb wird immer wieder behauptet, die Zählweise "Love" käme von "l’oeuf" - das Ei - wegen der Eierform der 0. Das ist falsch. Es stammt aus dem englischen "to do something for love" oder aus der Redensart "neither for love nor for money".
Dem All England Tennisclub diente übrigens das Zählen als Argument, die Frauen vom Turnier in Wimbledon fernzuhalten: Das Weib sei für ein solch hartes Spiel zu schwach und sei wohl kaum in der Lage, auch nur die Tenniszählweise zu begreifen. Tatsächlich hatten die Frauen aber schon recht früh Zugang zum neuen "Lawntennis", 1879 "durften" sie in Irland spielen, ab 1884 in Wimbledon.
Bereits beim ersten Meisterschaftsturnier in Wimbledon 1877 mit 22 Teilnehmern, 200 Zuschauern im Endspiel und dem Briten Spencer Gore als Sieger gab es allgemein anerkannte Regeln, die in den folgenden Jahren mehrfach revidiert wurden. Die elitäre Herkunft, die lange nachgewirkt hat, und vor allem die Regeln dieser Sportart haben es offensichtlich verhindert, dass Tennis etwa als obligatorischer Schulsport betrieben wurde.
In Deutschland wurde 1881 in Baden-Baden der erste deutsche Tennisclub gegründet, 1892 wurde die erste deutsche Meisterschaft ausgetragen. Der Deutsche Tennisbund (DTB) wurde 1902 mit Sitz in Hannover, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er am 05.02.1949 in Assmannshausen wieder gegründet.
Einfluss auf die Entwicklung des Tennissports in den vergangenen Jahrzehnten hatten auch ideologische Ausrichtungen genommen. lm Dritten Reich hatte der politisch instrumentalisierte Sport herrschaftsstabilisierende Funktion. 1943 wurde übrigens auf Weisung des Reichssportführers die Ausübung des Tennissports generell verboten. Dem Sport in der ehemaligen DDR, in der Arbeiterbewegung mit einem sozialistischen Menschenbild, kam zwar eine wichtige Rolle zu. Da Tennis aber nicht zum Bild eines Arbeiter- und Bauernstaates passte und überdies nach dem 2. Weltkrieg keine olympische Sportart war, kümmerte sich die DDR-Führung nicht um diese Sportart, weil sie nicht "medaillenträchtig" war und man sich mit Siegen in dieser Sportart keinen lmage-Gewinn für das Land versprach.
Prominentestes Opfer dieser stiefmütterlichen Behandlung des Tennissports in der DDR war der dort jahrelang unschlagbare Thomas Emmrich. Bereits als 17-jähriger Jugendspieler war Emmrich bei den Herren die Nummer 1 geworden und blieb 16 Jahre lang im Einzel national ungeschlagen. Er errang mehr als 100 (!) DDR-Meistertitel. Wirkliche sportliche Herausforderungen fand Emmrich nur im Ausland und nur im damaligen sozialistischen Ausland. Woandershin durfte er ja nicht reisen, das große Tennis blieb ihm versagt. Er trat übrigens im Rahmenprogramm des Evergreens Becker - Stich am 25.08.2002 diesen Jahres in Berlin auf.
Das steigende Interesse am Tennissport hatte natürlich verschiedene Auswirkungen. So stand zwar einerseits die Jugendarbeit der Tennisclubs zur Förderung des Nachwuchses, auch für die Mannschaften des Clubs, im Vordergrund, andererseits wurden die Tennisclubs zu Spielwiesen von Vereinsvorsitzenden, deren persönlicher Ehrgeiz es war, "ihrem" Verein zu einem höheren spielerischen Niveau zu verhelfen.
Das Geltungsbedürfnis ihrer Vorsitzenden wurde nicht wenigen Clubs, die das Wohl und Wehe dieses Mäzenatentums miterleben mussten, zum Verhängnis. Mit der - zum Teil teuren - Verpflichtung fremder Spieler wurde die Jugend des eigenen Clubs vertrieben. Und wenn der Gönner dann seine fördernde Hand vom Club nahm, stand man nicht selten vor dem Nichts.
Es entstanden auch die ersten "Betriebsmannschaften", Mannschaften, die sich ein Unternehmen leistete, um mit Tennis seinen Namen zu transportieren und als Werbemittel einzusetzen. Als eines der ersten Beispiele hierfür ist mir "Afriso, Güglingen im Schwäbischen in Erinnerung, das mit Hartmut Gabler, einem damaligen württembergischen Spitzenspieler, in der obersten Spielklasse spielte.
So entwickelte sich der Tennissport mit positiven wie negativen Begleiterscheinungen weiter. Die Tenniskleidung war inzwischen nicht mehr weiß, sondern bunt. Fast jedes Jahr musste ein neuer Schläger her, die Technik des Schlägerbaus entwickelte sich rasant weiter. Der Metallschläger hatte Einzug in alle Tennisclubs gehalten. Der Holzschläger wurde abgelöst. Jedes Frühjahr pilgerten viele Tennisfreunde in die Sportgeschäfte und sondierten das Terrain nach Neuheiten auf dem Schlägermarkt. Alles wurde ausprobiert, vom Großkopfschläger, Prince, Kübler, Yonex, bis zum Rahmen, der sich versteift, wenn der Ball auf die Saiten trifft, eines der neuesten Modelle.
Die Suche nach besserem Handwerkszeug trieb auch seltsame Blüten. 1979/1980 wurde in einer kleinen Stadt etwa 25 Kilometer sudöstlich von Landshut, in Vilsbiburg, eine neue Schlägerbespannung erfunden, von einem Mann namens Werner Fischer. Die mit einem solchen Schläger geschlagenen Bälle beschrieben nicht nur eine schwer einschätzbare Flugkurve, sie sprangen auch unberechenbar auf und ab. Ehe auch nur ein Verband reagieren konnte, waren die Durchschnittsspieler der ersten Herrenmannschaft aus Vilsbiburg unter dem Wutgeheul der Konkurrenz schon in die Bundesliga aufgestiegen. Zum Glück wurde diese Besaitungsart dann verboten. Heute weiß kein Mensch mehr, wo Vilsbiburg liegt.
Der Umgangston unter den Mitgliedern und Spielern auf den Tennisanlagen änderte sich. Distinguiertes verlor sich allmählich, es kehrte Normalität ein, manchmal wurde es auch eher rustikal. Wähnte man sich früher bei Tennisturnieren eher auf einem Friedhof als auf einem Sportplatz, kehrte sich die Stimmung nunmehr um. "Hier geht's ja zu wie auf einem Fußballplatz" schimpften nicht wenige ältere Tennisanhänger über die neue Entwicklung auf den Tennisplätzen. War das Verhalten der Kontrahenten auf dem Platz früher von Zurückhaltung und Vornehmheit geprägt, so wurde jetzt Mode, "Emotionen freizusetzen", wie es in der Journalistensprache neudeutsch heißt, nicht immer zum Vergnügen für die Zuschauer. Denken sie an das Gestöhne einer Monica Seles oder an das penetrante "Come on" - Geplärre eines Lleyton Hewitt. Sir Peter Ustinov, das begnadete Multitalent, sagte einmal auf die Frage, wo er auf keinen Fall sein möchte, "in dem Hotel, in dem Monica Seles ihre Hochzeitsnacht verbringt".
Dann, wir hatten gerade den 5-maligen Wimbledon-Sieger Björn Borg verabschiedet, unsere Fila-Hemden und die Donnay- und Snauwaert-Schläger ausrangiert und zum letzten Mal über die Wutausbrüche von John McEnroe gelacht, der einmal den Schiedsrichter fragte, wie sein Hund hieße, und auf die überraschte Reaktion des Schiedsrichters, er habe gar keinen Hund, geantwortet hat, er müsse doch einen Blindenhund haben, begann in Deutschland eine neue Zeitrechnung des Tennissports: Dies war am 7. Juli 1985, als im Tennis-Mekka Wimbledon ein Jugendlicher namens Boris Becker als bisher jüngster Spieler aller Zeiten das Endspiel gegen den Südafrikaner Kevin Curren in vier Sätzen gewann. Fortan war der am 22.11.1967 geborene Becker der "17-jährige Leimener". Mit seiner Art, Tennis zu spielen, zu kämpfen, oft mehr mit sich selbst im Clinch als mit dem Gegner, cholerisch, aber in spielentscheidenden Situationen scheinbar ohne Nerven, er spielte bei 0:40 genauso wie bei 40:0, vermochte er ein ganzes Land für seinen Sport zu begeistern und in Euphorie zu versetzen. Becker war aber nicht der einzige Glücksfall für das deutsche Tennis. Ziemlich gleichzeitig mit ihm eroberte die am 14.06.1969, also etwa anderthalb Jahre später geborene Brühlerin Stefanie Graf die Sympathien der deutschen Sportanhängerinnen und -anhänger. Ausgestattet mit einem unbändigen Ehrgeiz und Siegeswillen, mit einer harten, platzierten und pfeilschnellen Vorhand war sie über Jahre hinweg die Nummer 1 des Frauenwelttennis als Nachfolgerin der mit ihrem Offensivspiel der Konkurrenz überlegenen Martina Navratilova, Sie beherrschte ab 1988 das Welttennis. Unvergessen ist ihr letzter Sieg in einem Grand Slam Turnier am 05.06.1999 in Paris gegen die weinerliche Martina Hingis, als sie einen aussichtslos erscheinenden Rückstand aufholte und das Spiel noch zu ihren Gunsten drehte. Kurz darauf, im August d.J., trat sie von der Tennisbühne ab.
Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang auch der "Spieler Stich", der am 08.10.1968 in Pinneberg geborene Michael Stich, der ebenfalls Meriten an der damaligen Entwicklung des deutschen Tennissports hat, er war wohl der eleganteste Spieler. Becker und Stich trugen im Jahre 1991 das erste und bisher einzige rein deutsche Wimbledon-Finale aus. Stich blieb immer im Schatten Beckers; wo er hin kam, war Becker schon gewesen.
Bis dahin, also bis Mitte der 80er Jahre, war das deutsche Tennis mehr so dahingedümpelt. Die herausragenden Erfolge deutscher Tennisspieler bis zu diesem Zeitpunkt waren ein Wimbledon-Sieg im Mixed für Edda Buding, das Vordringen Wilhelm Bungerts 1967 in das Wimbledon- Finale, das er dann glatt in drei Sätzen gegen John Newcombe verlor, sowie das Vorstoßen unserer damaligen Daviscup-Mannschaft ins Finale. Der Davispokal wurde übrigens im Jahre 1899 vom amerikanischen Spitzenspieler Dwight Filley Davis gestiftet.
Wilhelm Bungert und Christian Kuhnke vertraten ab 1958 die neue Generation im DTB. Bungert spielte von 1958 an 14 Jahre im Daviscup, Kuhnke von 1960 an 10 Jahre. 1963 belegten sie die Plätze 9 und 10 der Weltrangliste. Diese Beiden sorgten im Jahre 1970 für den ersten großen Erfolg deutscher Tennisspieler im Kampf um den Daviscup. Sie schlugen auf dem eigens für diese Begegnung in das Düsseldorfer Rheinstadion aus Asphalt und Bitumen gebauten schnellen Tennisplatz die Spanier Manuel Santana und Manuel Orantes, die haushohen Favoriten, mit 4:1 und ereichten das Finale gegen die USA, das sie dann aber glatt mit 0:5 in Cleveland/Ohio gegen Arthur Ashe, Cliff Richey und Stan Smith/Bob Lutz verloren.
Bei diesem Treffen gab es übrigens das bis dahin längste Match der Davispokal-Geschichte zwischen dem unvergessenen Arthur Ashe und Christian Kuhnke, das der Amerikaner mit 6:8, 10:12, 9:7, 13:11 und 6:4 für sich entschied.
Die rasante Entwicklung im Spitzentennis hatte natürlich auch zu tun mit dem Wandel des Tennissports vom Amateursport in den Profibereich:
Jack Kramer, Wimbledon-Sieger 1946 und 1947, hatte in den 50iger Jahren den sog. "Kramer-Zirkus" gegründet, eine Gruppe von Weltklassespielern, die er, zumeist nach ihren Wimbledon-Erfolgen, um sich scharte und die für Geld spielten.
Herausragende Vertreter dieser Profis waren Pancho Gonzales, Wimbledonsieger 1948 und 1949, der Ekuadorianer Pancho Segura, später zeitweise Trainer von Jimmy Connors, Frank Sedgman, der 1951 und 1952 Wimbledon gewonnen hatte und 1962 Trainer des DTB- Nachwuchses wurde, und, als wohl letzter bekannter Vertreter, der Wimbledon-Sieger von 1956, der Australier Lew Hoad, der damals über den schnellsten Aufschlag aller Tennisspieler verfügte. 7 von 17 Wimbledonsiegern in den zehn Jahren von 1946 bis 1956 unterschrieben Verträge bei Kramer. Da dieser Kreis aber sehr klein und überschaubar war, konnte er die Entwicklung des Tennis nicht beeinflussen.
Das eigentliche Profitennis begann 1967:
Am 14.12.1967 beschloss der britische Verband die Einführung "Offener Turniere", mit Wirkung vom 22.04.1968, dem ersten Tag der britischen Hartplatzmeisterschaften im südenglischen Seebad Bournemouth. Das erste "offene" Wimbledon-Turnier fand 1958 statt. Fortan gab es nicht mehr Amateure und Profis, sondern nur noch Spieler. Eingeweihte hatten schon Jahre vorher gewitzelt, der Unterschied zwischen Profis und Amateuren sei nur der, dass Profis Steuern bezahlten.
Der Deutsche Tennisbund hatte Anfang der 60iger Jahre 180.000 Mitglieder und 1.500 Vereine, 1977 waren es 800.000 Mitglieder und 3.996 Vereine, 1978 über 1 Mio., 1991 2,3 Mio. Mitglieder und 1994 erstmals über 10.000 Vereine. 1997 betrug die Gesamtzahl der Vereine 10.299. Überall, auch in den kleinsten Nestern, wurden Tennisclubs gegründet. Wenn einem noch Ende der 60iger Jahre jemand gesagt hätte, dass einmal in Kollmarsreute oder Niederwinden Tennis gespielt würde, wäre er ausgelacht worden.
Großen Anteil an der Verbreitung des Tennissports hatte das Fernsehen. Offizieller Beginn des Fernsehens in der Bundesrepublik war am 25. Dezember 1952, die Ausstrahlung von täglich 2 bis 3 Stunden Programm des Nordwestdeutschen Rundfunks. Das Gemeinschaftsprogramm des deutschen Fernsehens nahm, zunächst mit 6 Sendern 1954 seinen Betrieb auf. Am 23. Juli 1962 wurde über das Eurovisionsnetz die erste Live-Sendung aus Amerika empfangen. Am 1. April 1963 ging das ZDF auf Sendung. Auf der 25. Funkausstellung in Berlin wurde im August 1967 das Farbfernsehen der Bundesrepublik offiziell eröffnet. Das Satelliten-Fernsehen gibt es seit dem 1 . April 1984. Am 5. März 1990 erhielt der Abonnementsender „Premiere" die Lizenz, er sendet seit dem 28. Februar 1991.
lm Jahre 1960 hatte das Fernsehen gerade 700 Sendeminuten Tennis im ganzen Jahr übertragen, 1970 waren es 43 Stunden Sendezeit, 1990 fast 2000 Stunden.
ln dieser veränderten Tennis- und Medienwelt verursachten Boris Becker und Stefanie Graf einen unglaublichen Tennis-Boom im Deutschland, der natürlich auch nicht an unserem TC Rot-weiß vorüberging. Die Mitgliederzahlen nahmen stetig zu.
Aus 8 Plätzen waren 1984 10 geworden.
Als unser späteres Ehrenmitglied Anton Hummel 1976 den Vorsitz abgab, wurde ich sein Nachfolger. Der Freiburger Jugendstaatsanwalt Hansjörg Adam, als Assessor Strafrichter am Amtsgericht Waldkirch gewesen und daher mit guten Verbindungen zu und nach Waldkirch, sorgte für eine sehr engagierte und erfolgreiche Jugendarbeit, die unseren Club auf Dauer voranbrachte.
Wir planten zusammen mit unserem damaligen Clubmitglied Karl-Heinz Bamberger, Architekt, nachdem die von der Brauerei Mutschler gestellte Wirtschaftsbaracke am Dettenbach, in der uns jahrelang Christel Rudolph mit Speis und Trank versorgte, nur eine Übergangslösung sein konnte, ein Clubhaus. Es sollte an der Sebastian-Kneipp-Straße stehen, da, wo jetzt der Parkplatz ist.
Mein Nachfolger wurde im Jahr 1983 Elmar Noll. Der Vorstand unter ihm verwarf die gesamte Clubhausplanung und baute unser jetziges Clubhaus, das am 11.05.1984 eingeweiht wurde.
Die Baukosten stiegen und stiegen, umgekehrt proportional zur Zahl der Vorstandsmitglieder. Eins nach dem anderen dankte ab, bei der dann notwendig werdenden außerordentlichen Mitgliederversammlung am 08.11.1984 zur Wahl eines neuen Vorstandes saß dann nur noch der damalige Kassierer Wolfgang Weis einsam und verlassen am Vorstandstisch. Der Tennisclub war in eine schwierige, ja existenzbedrohende Situation geraten. Er war damals praktisch pleite. Zum Glück übernahm Heinz Faller, Unternehmer, jahrelang in verschiedenen Vorstandsämtern schon in der Verantwortung für unseren Club, sportlich allerdings schon seit längerem vom Tennis zum Golf abgewandert, das Amt des 1. Vorsitzenden und bildete einen Vorstand, der sich an die Aufräumarbeiten machte.
Die Idee der Eigenbewirtung wurde geboren, der Not gehorchend und nicht dem eigenen Triebe, und tatkräftig mit Hilfe unserer Mitglieder umgesetzt. Arbeitsstunden und Abstandszahlungen wurden eingeführt. Zum Glück hat niemand die Rechtmäßigkeit des damaligen Beschlusses der Mitgliederversammlung überprüfen lassen. Die Mitglieder haben sich ja daran gehalten.
Die Mitgliederentwicklung war, dem Tennis-Boom folgend, rasant. Wir hatten teilweise erheblich über 400 Mitglieder. Dr. Gerd Puschendorf, auf dem Tennisplatz ebenso erfahren wie in Vorstandsämtern, beerbte 1991 Heinz Faller, der später zum Ehrenmitglied ernannt wurde und leider viel zu früh, am 14.12.1994, verstarb.
Das Schiff unseres Tennisclubs geriet wieder in ruhigeres Fahrwasser. Nachfolger des beruflich Mitte 1992 nach Rheine/Westfalen ziehenden Gerd Puschendorf wurde Bernd Mosbach, der die Konsolidierung unseres Clubs bis zum Jahre 2001 fortsetzte. Es begannen die Diskussionen um eine Verlagerung unserer Tennisanlage, nachdem die Firma Sick in unserer unmittelbaren Nachbarschaft Erweiterungsgelände benötigte. Die weiteren Verhandlungen mit der Firma Sick und der Stadt Waldkirch übernahm dann sein Nachfolger Heribert Scholz. Er und seine Vorstandskollegen haben nun die schwierige Aufgabe, die Gespräche über die Verlegung der Anlage zu führen und eine neue Anlage zu planen. Wir alle hoffen auf ein gutes und erfolgreiches Ende der Verhandlungen.
Es ist ein großer Jammer, dass wir unsere schöne Anlage verlassen müssen, nach fast 30 Jahren, jetzt, da die Bepflanzung so schön ist und die Plätze hervorragend in Schuss sind, wofür seit Jahren die Herren Dieter Jehle und Erwin Wehrle sorgen, denen unser Respekt für die Qualität ihrer Arbeit gilt.
Spielerisch war es mit unseren Mannschaften weiter aufwärts gegangen. Abgänge unserer Nachwuchshoffnungen konnten mit Neuzugängen kompensiert werden, aus Mitgliedsbeiträgen wurde kein Geld für Spielerverpflichtungen ausgegeben. Es wurden viele Diskussionen darüber geführt, ob man nicht, wie einige meinten, mit der Zeit gehen und sich spielstarke Mannschaftsspieler etwas kosten lassen sollte, oder ob nur die Förderung der Jugendarbeit finanzielle Sache des Clubs sein und bleiben sollte. Ich meine, zum Glück haben unsere jeweiligen Vorstände der Versuchung widerstanden, sich mit in höheren Klassen spielenden Mannschaften Denkmäler setzen zu wollen. Die Spielstärke unserer Mannschaften hat trotz einiger Auf’s und Ab’s ein gutes Niveau gehalten.
In den Anfängen und bis heute wuchsen und wachsen die Kinder unserer Mitglieder mit im Tennisclub auf. Von Saurbiers und Blessings über Schranks, Jenischs, Adams, Spielers zu jetzt Ebles, Macks, Herrs und und und. Das Familienleben spielte sich früher über Jahre hinweg auch im Tennisclub ab. Von gelegentlichen Eifersüchteleien, Reibereien und Ehrgeizexzessen abgesehen, wirkte sich dies positiv auf unsere Clubentwicklung aus. Die Eltern, insbesondere die Väter, engagierten sich oft in Vorstandsämtern für unseren Verein. Früher, noch als ich in den Club kam, riss man sich um Vorstandsposten. Hinter jedem amtierenden Vorstandsmitglied stand mindestens ein anderes Mitglied, das der Meinung war, dieses oder jenes Amt im Vorstand mindestens genauso gut ausüben zu können wie das amtierende Vorstandsmitglied. Heute, Sie wissen es, muss man diejenigen, die sich für die Gemeinschaft einsetzen und dafür Verantwortung übernehmen schon mit der Lupe suchen und mit dem Lasso einfangen. Hier ist auch unser Sport und unser Verein Opfer der allgemeinen Entwicklung in unserer Gesellschaft geworden.
Die Bereitschaft, sich für eine gemeinsame Sache einzusetzen hat erheblich ab-, das Ich- und Anspruchsdenken zugenommen. Tennis dient in erster Linie der eigenen Selbstverwirklichung, es ist kein gemeinsam betriebenes Spiel mehr.
Der Spielbetrieb in unserem Club hat sich im Laufe der Jahre geändert:
Unsere jüngeren Mitglieder können sich kaum vorstellen, dass wir zu unserer aktiven Zeit als Mannschaftsspieler froh waren, wenn die Punktspiele im Juni vorbei waren, damit endlich die Freundschaftsspiele losgingen. Heute sind diese so gut wie ausgestorben. Die älteren Mitglieder erinnern sich sicher noch an die vielen Begegnungen mit unseren Tennisfreunden in Offenburg, Rheinfelden, Elzach, Bötzingen und vor allem Schlettstadt. Tempi passati, heute bekämen sie für solche Spiele nicht mal eine gemischte Sechsermannschaft zusammen. Damals waren wir nicht selten zwischen 20 und 30 Mitglieder bei Freundschaftsspielen, die oft erst in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages und glücklicherweise immer unfallfrei ihr Ende fanden.
Auch die Wettspiele unter den Mitgliedern haben stark nachgelassen. Wer macht noch Forderungsspiele? Wer will noch bei Clubmeisterschaften mitspielen? Praktisch Fehlanzeige. Früher wurde um die Ranglistenplätze gerungen, die Teilnahme an den alljährlichen Clubmeisterschaften war eine Selbstverständlichkeit, ja sogar Ehrensache.
In den letzten Jahren machte auch unserem Club der Mitgliederschwund zu schaffen. Der Tennis-Boom ist unwiderruflich vorbei, die wirtschaftliche Entwicklung hat ihr übriges dazu getan, dass Tennis bei vielen nicht mehr "in" ist.
Wie soll man angesichts der jüngsten Entwicklung des deutschen Tennis die Gegenwart und die Zukunft unseres Sports beschreiben und einschätzen?
Unseren Spitzenspielern scheint der unbedingte Ehrgeiz und das Durchsetzungsvermögen abhanden gekommen zu sein und die Fähigkeit, sich zu quälen. Geld verdienen ist durch Werbeeinnahmen zu leicht geworden. Unsere Spieler ärgern sich nicht einmal über verlorene Spiele. Und wenn ihnen etwas nicht passt, sagen Sie, sie spielen nicht mehr mit. Selbstkritik wird nicht als solche begriffen und verarbeitet, sondern wird vorgeschoben als Schutzschild gegen Versagensvorwürfe und - einsichten.
Showelemente sind zum Bestandteil des Tennissports geworden. Eine Anna Kournikova zieht die Blicke nicht durch ihre Spielstärke auf sich, sondern durch ihr durch die Sportbekleidungsindustrie gefördertes Auftreten als Tennis-"Schönheit".
Tenniskleider waren bei Adidas, so schildert dies die Französin Nathalie Tauziat, für die Russin reserviert, Stefanie Graf, sportlich in einer anderen Liga spielend, blieben nur Rock und T-Shirt.
In Form des Dopings ist ein dunkler Schatten über dem "Weißen Sport" aufgezogen.
Es sind Gerüchte laut geworden, dass im Damen-Tennis zu unerlaubten Mitteln gegriffen werde. Müssen wir, wie weiland bei den beiden russischen Leichtathletinnen lrina und Tamara Press jetzt etwa von den "Williams-Brothers" sprechen? Bei den Herren beklagte der zweimalige French-Open-Gewinner Sergi Bruguera in einem lnterview die "unverständliche Geheimniskrämerei" der ATP und behauptete, es sei sicher, dass im Tennis gedopt werde. Auch der französische Daviscupsieger Nicolas Escudé sagt, wer glaube, Tennis sei sauber, lebe in einem Traumland. Den Tschechoslowaken Petr Korda haben sie ja erwischt. Andere werden wohl folgen, wenn wirklich ernst gemacht wird mit der Sauberkeit und Kontrolle aller Sportarten.
Unser Club wird erhebliche Anstrengungen unternehmen müssen, um seine Zukunft auf Dauer zu sichern und Tennissport in Waldkirch weit er zu gewährleisten. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben.
Wir können deshalb heute, 50 Jahre nach der Gründung unseres Tennisclubs, mit einem gewissen Stolz und vor allen Dingen auch mit Dankbarkeit feststellen, dass es uns gelungen ist, mit sämtlichen Schwierigkeiten fertig zu werden, die uns auf dem bisherigen Weg begegnet sind, den Anforderungen, denen wir uns stellen mussten, gerecht zu werden, unsere kleine Gemeinschaft entwickelt und entwicklungsfähig gehalten, kurz, den Laden zusammengehalten zu haben. Dafür gebührt Dank allen unseren Mitgliedern, die in den vergangenen fünf Jahrzehnten unserem Club angehörten und ihm heute angehören, den Mitgliedern, die sich in der Vergangenheit und Gegenwart bereit fanden und finden, Verantwortung für das Wohl und Wehe unseres Clubs zu übernehmen, sowie all denen, die die Sache unseres Vereins auf die eine und andere Art gefördert haben. In diesen Dank beziehen wir selbstverständlich auch unsere verstorbenen Mitglieder ein, insbesondere unsere weiteren Ehrenmitglieder, den am 23.06.1977 verstorbenen Franz Saurbier, der in den Anfängen unseren Club über ein Jahrzehnt führte und voranbrachte, den am 21.12.1993 verstorbenen Leo Blessing, ein großzügiger Gönner unseres Clubs, und den am 01.01.1992 verstorbenen Anton Hummel, dessen Name untrennbar mit dem Bau unserer Anlage an der Sebastian-Kneipp-Straße verbunden bleibt. Wir wollen hoffen, dass der TC Rot-Weiß Waldkirch auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten eine rundum positive Entwicklung nimmt und nicht vergessen, was war, weil wir darauf aufgebaut haben und aufbauen. Es ist kein Fehler, und gerade nicht in schwierigen Zeiten, sich in Erinnerung zu rufen, wie unsere Altvorderen mit ihren Problemen umgegangen sind. Wir wollen das, was ist, weiter entwickeln und wir wollen und sollen die kommenden Aufgaben bereitwillig und gemeinsam angehen.
Unser Blick geht in die Zukunft unseres Clubs.
Ich komme zum Schluss:
Da wir ja alle begeisterte Tennisspieler sind, immer gewinnen und nie verlieren wollen, besonders nicht gegen bestimmte Mitglieder, möchte ich Ihnen 6 Wege zum Sieg weisen, die von dem Top-Tennistrainer Vic Braden aus Kalifornien stammen, der - Gott sei's geklagt! - den Topspin in Deutschland populär gemacht haben soll:
- Schlagen Sie nur die Bälle, die Sie beherrschen - wirklich beherrschen!
- Lernen sie es, immer den gleichen erfolgreichen Ball zu schlagen!
- Wenn Sie unschlüssig sind, tun Sie's einfach!
- Schlagen Sie einen Lob und lassen Sie Ihren Gegner an ihm verzweifeln!
- Nehmen Sie sich die lausigen Sicherheitsspieler zum Vorbild - und werden Sie ein besserer Spieler!
- Greifen Sie an! Es macht viel mehr Spaß.
Hoffentlich haben wir noch möglichst lange und möglichst oft Spaß und Freude an der Ausübung unseres Lieblingsportes.
Und, was unseren Tennisclub betrifft, möchte ich Sie in Anlehnung an die legendär gewordene Aufforderung des charismatischsten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika des letzten Jahrhunderts John F. Kennedy bei seiner lnaugurationsrede am 20. Januar 1961 um folgendes bitten:
Fragen Sie nicht, was der Tennis-Club für Sie tun kann, sondern fragen Sie, was Sie für den Club tun können!